Marx war machtlos
Die Frustration über sein Amt als Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz war Kardinal Marx mitunter deutlich anzumerken: Von allen Seiten hagelte es – auch heftige innerkirchliche – Kritik an ihm, doch er konnte dieser nur sein Wort entgegensetzen. Das hatte zwar durchaus Gewicht. Aber echte Macht hatte er qua Amt eben nicht. Keinem seiner Mitbrüder konnte er etwas vorschreiben. Und so musste er teils hilflos, teils entsetzt und verärgert zusehen, wie manche von ihnen dem öffentlichen Bild der katholischen Kirche weiter schadeten – mit unbedachten oder provokanten Äußerungen, mit Intrigenspielen, mit Skandalen.
Marx sah sich als Krisenmanager, den Krisen jedoch konnte er nicht Herr werden. Auch, weil seine forsche Art der Krisenlösung einer größer werdenden Zahl seiner Mitbrüder missfiel. Vor allem konservative Bischöfe bremsten Marx ein ums andere Mal ein, wenn sich dieser reformbereit zeigte. Marx nennt Altersgründe für seinen Rückzug. Naheliegender ist, dass er entnervt hinschmeißt. Sein Rückzug nun zum Start des Reformprozesses „Synodaler Weg“ kommt zu einem schlechten Zeitpunkt. Er verdeutlicht auch, wie tief gespalten die Kirche ist. Sie droht im Richtungsstreit um einen Weg in die Zukunft ihre Zukunft zu verspielen.