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Der Hohlkopf

in Kultur 31.10.2019 15:57
von Peterbacsi • Admin | 3.590 Beiträge

Halloween ohne Kürbis geht nicht.
Die Früchte mit den finsteren Fratzen hocken überall. Das hat mit einer schummrigen Kneipe und dem Teufel zu tun

Finster blicken sie ja schon drein, die Fratzen-Früchte. Die grimmigen, glühenden Gesichter, die uns in der Dunkelheit anglotzen. Am Abend vor Allerheiligen leuchten sie überall, die ausgehöhlten Kürbisse. Immer dann, wenn die Toten kommen. Wenn die Tore zur Unterwelt offen stehen.

. Nicht nur für den, der mit dieser ganzen Horror-Grusel-Kiste nicht wirklich was anfangen kann. Auch wer mit amerikanischen Gepflogenheiten nicht allzu viel am Hut hat, für den ist der Halloween-Hype um die orangefarbenen Hohlköpfe wahrscheinlich so überflüssig wie, sagen wir, stündliches Laubrechen im Herbst. Aber für viele Menschen, vor allem für Kinder, ist es eine gigantische Grusel-Gaudi. Und der Kürbis, der ist in der ganzen Geschichte eben der Star.

Diese Geschichte beginnt – wie es viele gute Geschichten zu tun pflegen – in einer Bar. In einer finsteren Spelunke an einem finsteren Herbsttag. Ein Mann namens Jack sitzt am Tresen, als der Teufel hereinkommt. Er will Jack, einen Tunichtgut und Taugenichts, holen. Doch der schlägt Satan ein Schnippchen. Der Teufel verspricht schließlich, seine Finger von ihm zu lassen. Viele Jahre später stirbt Jack. In den Himmel darf er nicht und auch die Höllentore bleiben verschlossen. Und so wandert er durch die Dunkelheit, bis der Teufel Mitleid bekommt und ihm ein Stück glühende Kohle schenkt. Jack steckt sie in eine ausgehöhlte Rübe. Einmal im Jahr – am Vorabend zu Allerheiligen – kann man Jacks verdammte Seele sehen, die mit einer Rübenlaterne durch die Finsternis wandert. So erzählt man es sich jedenfalls.

Irische Auswanderer brachten die Legende, von der es mehrere Varianten gibt, mit nach Amerika. Dort gab es kaum Rüben – aber haufenweise Kürbisse. Ein Kult wurde geboren.

Und so kommt der Kürbis also Jahr für Jahr unters Messer, ihm werden Augen geschnitzt und ein grinsender Mund mit spitzen Zähnen, manchmal reicht es noch für eine dreieckige Nase. Aber natürlich kann er noch mehr als leuchten. Nämlich: schmecken. Im Herbst ist er der Hauptdarsteller in Suppen und Pürees, in Smoothies und Salaten. 2018 wurden in Deutschland mehr als 78 000 Tonnen Speisekürbisse geerntet.

Dass der Halloween-Trend über den Atlantik schwappte, soll übrigens vor allem damit zu tun haben, dass 1991 wegen des Golfkrieges der Fasching ausfiel – und die Kostümverkäufer massive Einbußen erlitten. Also wurde in der Bundesrepublik dafür geworben, sich auch Ende Oktober zu verkleiden. Und man zog nicht nur Gruselmasken auf, sondern stellte auch ausgehöhlte Kürbisse auf. Letzteres ist aber gar nicht so neu. Den guten alten Rübengeist gab es hier schon lange. Und die Rübe ist ja auch – wenn man die Legende um Jack glaubt – das Original.


Liebe Grüße
Peter
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