Budapost berichtet
Ein linksorientierter Analyst äußert die Befürchtung, dass die sinkende Arbeitslosigkeit zwar zu deutlichen Lohnerhöhungen in den in Ungarn engagierten deutschen Automobilwerken geführt habe, die sich abzeichnende Flaute in der Weltwirtschaft aber im Gegenzug eine Abwanderung von Tausenden von Arbeitsplätzen dieser Branche bewirken könnte.
FFerenc Hajba beschreibt in 168 Óra, wie die Mitarbeiter in den ungarischen Fabriken von Mercedes und Audi in den letzten Monaten ihre Forderungen nach substanziellen Lohnerhöhungen erfolgreich haben durchsetzen können. Gleichzeitig äußert er die Befürchtung, dass ein so plötzlicher Verlust der Wettbewerbsfähigkeit ihre Arbeitsplätze gefährden könnte. Das Audi-Werk in Győr sei inzwischen die größte Automobilmotorenfabrik der Welt, die darüber hinaus Sportwagen produziere sowie ein Forschungszentrum beherberge. Aufgrund dessen habe sich Győr in den letzten Jahren zur einzigen Großstadt des Landes mit einer zunehmenden Bevölkerung entwickelt, notiert Hajba. Dessen ungeachtet gingen Experten davon aus, dass die weltweiten Automobilverkäufe in absehbarer Zukunft zumindest nicht mit der gewohnten Geschwindigkeit wachsen würden und die Produktion von Elektromotoren deutlich weniger Personal benötigen werde als die aktuell vorherrschende Montage von Verbrennungsmotoren. Die deutschen Autogiganten planten einen deutlichen Personalabbau – darunter Audi, das in den kommenden vier Jahren 15 Milliarden Euro einsparen wolle. Mit den jüngsten Lohnerhöhungen habe die ungarische Arbeitskraft etwas von ihrer Attraktivität eingebüßt, sei aber nach wie vor viel preisgünstiger als ihr deutsches Pendant. Dennoch hätten die 61.000 Mitarbeiter von Audi in Deutschland ein bis zum Jahr 2025 gültiges vollständiges Kündigungsmoratorium aushandeln können. Sollte es daher innerhalb des Audi-Konzerns zu einem Personalabbau kommen, könnte die ungarische Belegschaft möglicherweise unter die Räder kommen. Nach Ansicht von Hajba wird Audi seine Fabrik auf keinen Fall aufgeben, dürfte aber sein Engagement herunterfahren. So ermahnt er die Oppositionsparteien, dass deren Forderungen nach einem gleichen europäischen Lohnniveau unter vollkommener Missachtung der Weltwirtschaftsentwicklung gestellt werde.