Nach dem enormen Erfolg von „Luther“ folgt nun ein Biopic über seinen Schweizer Zeitgenossen, den Kirchenrebellen Ulrich Zwingli. Anno 1519 übernimmt er in Zürich das Amt des Leutpriesters. Rigoros fordert er radikale Reformen ein. Gottesdienste sollen auf Deutsch statt in Latein gehalten werden. Zölibat, Fasten und Fegefeuer gelten ihm als bloße Machtmittel der Kirche, von denen in der Bibel kein Wort zu lesen sei. Das pompöse Historiendrama überzeugt durch spannende Dramaturgie sowie einen charismatischen Hauptdarsteller: Max Simonischek hat klar das Talent von Vater Peter („Toni Erdmann“). Der Etat von fünf Millionen Franken zahlt sich visuell aus: Tricktechnisch überzeugen die Bilder einer kleinen, dreckigen Stadt am Limmat, die Jahrhunderte später zur protzigen Finanzmetropole werden wird. Die Ausstattung fällt für einen Historienfilm außergewöhnlich aus. Dieses Biopic huldigt keiner Heldenverehrung. Zwingli hat Hurenkinder. Macht Fehler. Hadert mit dem Schicksal. Ulrich Zwingli, ein ganz normaler Mensch mit Macken und großen Visionen. Dieses filmische Denkmal für aufgeklärtes Denken, radikal und bescheiden gleichermaßen, steht diesem Rebellen gut. Dieter Oßwald

Zwingli – Der Reformator (2 Std. 8 Min.), Biopic, Schweiz/D 2018