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Den Saustall ausmisten

in Gott und die Welt 07.03.2021 17:06
von Peterbacsi • Admin | 3.590 Beiträge

König Augias hatte zwar keinen Saustall, sondern riesige Rinderställe. Weil sie aber seit vielen Jahren nicht mehr gereinigt worden waren, herrschte ein unerträglicher Saustall. Nicht einmal dem Halbgott Herakles wurde zugetraut, hier Ordnung schaffen zu können. Es gelang ihm jedoch, den Schmutz zu beseitigen, indem er zwei Flüsse in die Ställe leitete und sie so durchspülte.

Für Papst Franziskus ist es eine Herkules-Aufgabe, all die Missstände in der Kirche anzugehen, die immer mehr Menschen so sehr stinken, dass sie in Scharen austreten. Machtmissbrauch, sexueller Missbrauch, unsaubere Geldgeschäfte, unverständliche Sprache, unzeitgemäße Moral, Ausgrenzung von Frauen … Ich kann jede und jeden verstehen, der protestiert und sich abwendet.

In den katholischen Kirchen wird an diesem Sonntag das Evangelium von der sogenannten „Tempelreinigung“ vorgelesen (Joh 2,13-25). Darin tritt kein „liebes Jesulein“ auf, sondern Jesus wird wütend angesichts der Händler und Geldwechsler, die er im Tempel antrifft.

Er treibt die Opfertiere aus dem Tempel und wirft Tische um. Er wird so wütend, weil es den Leuten bei all ihrem Treiben nur um sich selbst und nicht um Gott geht.

Wo das auch heute in der Kirche geschieht, ist Jesus der schärfste Kritiker. Der Papst macht sich zu seinem Sprecher und findet deutliche Worte.

Nun können wir uns aber nicht entspannt zurücklehnen und über „die da oben“ schimpfen. Jesus macht nicht nur den herkömmlichen Kult zunichte; er zeigt die Alternative auf. Er spricht vom „Tempel seines Leibes“. Der Gott, der sich uns bedingungslos hingibt, fordert von uns nicht mehr und nicht weniger als unsere Hingabe an ihn. Er fordert nicht etwas, sondern uns.

Der Sohn Gottes überwindet die Sünde der Welt und die kirchlichen Missstände unserer Tage nicht dadurch, dass er die Übeltäter vernichtet. Seine Macht erweist er in seiner Liebe, die bis zum Äußersten geht. Darin liegt unsere Rettung, dass er trotz allem bei uns bleibt.

Wenn ich ihm nachfolgen will, kann und soll ich in aller Deutlichkeit kritisieren, was dem Evangelium widerspricht. Ich werde aber in der Gemeinschaft der von ihm berufenen Sünder bleiben, weil er in dieser Gemeinschaft bleibt und zu finden ist. Der „Saustall“ der Kirche kann nur durch einen Strom des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe gereinigt werden. Helfen Sie mit?


Liebe Grüße
Peter
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