Viel Gutes und Bedenkenwertes wurde in den vergangenen Wochen bereits an dieser Stelle in Bezug auf christlichen Glauben und die Krankheit Corona geschrieben. So möchte ich heute verstärkt den Blick auf die zeitlose Botschaft des Palmsonntags werfen.
Palmsonntag – Der Auftakt der Heiligen Woche! Doch im Vollzug der Feierlichkeiten ist heuer vieles anders: Kein öffentlicher Gottesdienst, keine Palmweihe und keine Palmprozession mit Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen, die sonst stolz mit ihren Zweigen zur Kirche kommen. Sogar der Esel muss in seinem Stall bleiben. Viel Mühe wird für Ersatzlösungen aufgewandt, die allerdings immer nur eine Hilfe sind, aber nie die Feier in der Gemeinschaft ersetzen können.
Palmsonntag – es ist schon eine beeindruckende Spannung, die diesen Tag prägt: In der Bibel steht das Geschehen von vor fast 2000 Jahren: Die Menschen jubeln Jesus zu, winken mit Palmzweigen und rufen voller Freude „Hosianna!“ In unseren Palmprozessionen, die wir hoffentlich nächstes Jahr wieder feiern dürfen, in den geschmückten Kreuzen und Palmboschen wird davon etwas lebendig. Hier wird deutlich: Das ist Heilsgeschichte! Hier und jetzt, wo Menschen im Namen Jesu Christi sich heuer geistig-geistlich vereinigen, weil keine physische Prozession möglich ist, da ist Jesu Heilsangebot wirksam.
Aber dieser Tag ist nicht nur geprägt vom Hosianna, da ist auch die Leidensgeschichte, die einmündet in das „Kreuzige ihn!“ Wird in diesem Spannungsbogen vom Jubel des Palmsonntags bis zur Passion Jesu nicht auch etwas von der Spannung unseres eigenen Lebens sichtbar? Unsere Lebensgeschichten sind nicht nur Jubelgeschichten. Die meisten von uns müssen in diesen Tagen spüren, was alles wegbricht: Das Zusammentreffen mit Enkelkindern und anderen Menschen, die mir wichtig sind, der drohende Verlust des Arbeitsplatzes für viele oder die Ankündigung von Kurzarbeit mit den entsprechenden negativen Folgen ... Vor wenigen Tagen wurde vielen Arbeitnehmern noch signalisiert: Wir brauchen Sie! Und heute sind dieselben Menschen in vielen Betrieben überflüssig. Hier müssen in diesen Tagen viele Menschen die Botschaft des Palmsonntags zwischen hoch gejubelt und fallen gelassen schmerzlich erleben.
Der Palmsonntag ist der Auftakt, der uns hineinführt in die Heilige Woche. Indem wir das Leiden Jesu betrachten, entdecken wir eben auch, was es sowohl in unserem Leben als auch im Leben der Kirche gibt: hochgejubelt und fallengelassen werden. Herzlich lade ich Sie ein, die Schrifttexte Matthäusevangelium 21,1-11 (Einzug in Jerusalem) und 26,14-27,66 (Das Leiden unseres Herrn Jesus Christus) zu betrachten.
Die Botschaft Jesu heißt: Jesus nimmt uns mit auf seinen Weg, er geht alle Kreuzwege mit. Er ist unser Bruder in der Freude, im Jubel, aber auch in der Enttäuschung und in den Ängsten, die viele Menschen in diesen Tagen der schlimmen Coronakrankheit verspüren.
Auch wenn wir uns zum gemeinschaftlichen Gottesdienst an diesem Palmsonntag nicht versammeln können dürfen wir auf Gott vertrauen:
Wer glaubt, ist nie allein. Gott ist allezeit unser Begleiter!