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#1

Kräuterkunde

in Kräutergarten Innengebiet 14.04.2020 12:28
von Peterbacsi • Admin | 3.590 Beiträge

Der unscheinbare König des Weges
Der Wegerich galt schon in der Antike als Allheilmittel – und äußerst schmackhaft ist er noch dazu
Zarte Schönheiten mit starker Wirkung – die Welt unserer heimischen Kräuter zu entdecken, ist eine spannende Sache. Genau dazu laden wir Sie ein. In unserer Serie stellen wir Ihnen in regelmäßiger Folge bayerische Pflanzen vor, die nicht nur durch ihren lieblichen Anblick das Auge erfreuen, sondern für Körper und Seele mehr tun können. Brigitte Walde-Frankenberger ist unsere Autorin. Heute erklärt sie, wie wertvoll der Wegerich ist.

Der Wegerich ist der unscheinbare Herrscher des Weges. Denn die Endsilbe „rich“ kommt aus dem Indogermanischen und bedeutet Herrscher oder König. Der lateinische Name stammt von „planta“, was „Fuß“ bedeutet. Der Wegerich wächst in ganz Europa. Besonders vertraut sind uns der Spitzwegerich und der Breitwegerich. Beide drängen überall als „Unkraut“ aus trockenen Böden hervor, wobei der Spitzwegerich eine kleine kugelige Blüte, der Breitwegerich eine lange Rispe hat. Oft stehen die breit- und schmalblättrigen Arten in Gruppen zusammen.Bild entfernt (keine Rechte)
Kräuterpfarrer Künzle (1847 bis 1945) sagte: „Den Wegerich hat der liebe Gott an alle Wege gestreut, in alle Wiesen und Raine gesetzt, damit wir ihn stets bei der Hand haben. Denn er ist unstrittig das erste, beste und häufigste aller Heilkräuter.“ Die unscheinbare Pflanze gehörte zu den wichtigsten Heilpflanzen des Altertums und des Mittelalters. Sie galt als ein Allheilmittel. Und von den Ärzten der Antike bis hin zu den Naturheilern unserer Zeit hat es unzählige Anwendungsempfehlungen für dieses wunderbare Heilkraut gegeben.

In der Heilkunde kann die ganze Pflanze, Blätter, Wurzel und Samen verwendet werden. Geerntet wird sie von Mai bis September. Man legt sie auf einem Holzrost im Schatten zum Trocknen aus.

Doch bei welchen Beschwerden hilft die Pflanze nun? Der Wegerich ist ein altes Hausmittel zum Blutstillen. Und in manchen Gegenden schnupft man ihn heute noch bei Nasenbluten. Noch immer nimmt manch Wanderer Wegerichblätter als Erste Hilfe bei Verletzungen und Insektenstichen. Wobei die Blätter zerkaut und auf die Wunde gelegt werden. Pfarrer Sebastian Kneipp (1821 bis 1897) schreibt, man könne den Wegerich ohne Gefahr einer Blutvergiftung auf offene Wunden legen. Beide Arten wirken krampflösend, schleimlösend, adstringierend, fiebersenkend, magenstärkend, blutstillend, wundheilend. Sie sind hilfreich bei Husten und Heiserkeit. Und bei allen inneren Verschleimungen wie zum Beispiel: chronische Katarrhe der Lunge, bei Magen- und Darmkatarrhen. Alexander der Große zum Beispiel nahm den Wegerich gegen seine rasenden Kopfschmerzen.

Auch in der Küche ist er gut zu verwenden: So lassen sich aus beiden Wegericharten vorzügliche und gesunde Wildspeisen zubereiten. Die Blätter enthalten viel Karotin, Vitamin C und Vitamin K (blutstillend) Zitronensäure und andere wertvolle Inhaltsstoffe. Besonders die jungen Blätter eignen sich als Wildgemüse in Salaten, in Quark und in Kräuterbutter oder mit Kartoffeln, Zwiebeln oder Brennnesseln gebraten. In Suppen, Pürees, Aufläufen sind sie äußerst schmackhaft.

Angefügte Bilder:
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Liebe Grüße
Peter
zuletzt bearbeitet 28.04.2020 17:25 | nach oben springen

#2

Kräuterkunde

in Kräutergarten Innengebiet 28.04.2020 17:24
von Peterbacsi • Admin | 3.590 Beiträge

Eine dornige Pflanze mit viel Reinigungskraft
Schon die Steinzeitmenschen nutzten die Brombeere als Heil- und Nahrungsmittel

Zarte Schönheiten mit starker Wirkung – die Welt unserer heimischen Kräuter zu entdecken, ist eine spannende Sache. Genau dazu laden wir Sie ein. Denn ab heute stellen wir Ihnen in regelmäßiger Folge bayerische Pflanzen vor, die nicht nur durch ihren lieblichen Anblick das Auge erfreuen, sondern für Körper und Seele mehr tun können. Brigitte Walde-Frankenberger ist die Autorin unserer Serie. Heute stellt sie die Brombeere vor.

Bei den Reinigungsritualen der Antike und des Mittelalters spielte der dornenbewehrte Brombeerstrauch (Rubus fructiosus) eine wichtige Rolle. Dabei musste der Kranke durch die überhängenden Ranken kriechen, um Krankheit, Sünde und Unglück an den stacheligen Zweigen abzustreifen.

Die Brombeere finden wir in wild wachsenden Hecken, an Feldrainen und Waldrändern – stets der Sonne zugewandt. Sie gehört zur großen Familie der Rosengewächse, die vom Obstbaum bis zur kleinen Walderdbeere reicht. Der Brombeerstrauch wächst in ganz Europa. Dabei kann er eine Höhe bis drei Meter erreichen. In den Monaten Mai bis in den späten Herbst hinein blüht er mit weißen oder rosafarbenen Blüten. Dabei kennt er keine einheitliche Blütezeit. Oftmals wachsen an einem Strauch Blüten und unreife Früchte zugleich. Im September haben die Beeren den Höhepunkt der Reife erreicht.Bild entfernt (keine Rechte)

Bei der Ernte lösen sie sich wie von selbst vom Strauch und fallen in die geöffnete Hand. Denn vollreif müssen die Beeren sein, sonst sind sie sauer und diätetisch wertlos.

Die Brombeerblätter bilden die Droge. Die noch jungen aber voll entfalteten Blätter werden im späten Frühjahr gesammelt und sogleich im Schatten getrocknet. Dazu werden sie auf Holzrosten ausgebreitet.

Schon die Steinzeitmenschen nutzten Beeren, Blüten und Blätter des Strauchs als Heil- und Nahrungsmittel. Hildegard von Bingen, die große Ärztin und Klosterfrau des frühen Mittelalters, behandelte damit Husten und Halsschmerzen, Fieber, Migräne und Zahnschmerzen. Brombeerblättertee wirkt leicht blutdrucksenkend, blutreinigend, entschlackend und blutstillend, zusammenziehend und stopfend. Von unseren Großmüttern wurde er gerne bei leichten Durchfallerkrankungen getrunken.

Auch bei Magen- und Darmkatarrh, zur Blutreinigung und bei Hautausschlägen ist Brombeerblättertee ein altbewährtes Hausmittel. Ebenso erprobt ist er für Spülungen und zum Gurgeln bei Angina und Halsentzündung. Die Früchte sind kräftigend, aufbauend, aber auch leicht abführend. Sie wirken vorbeugend gegen Erkältungen. Neueste Untersuchungen zeigen, dass die Enzyme der Beere besonders wichtig für das Gehör sind.

Wie aber lässt sich die Brombeere nun konkret verwenden? Heißer Brombeersaft mit Honig ist bei fiebrigen Erkältungen, bei Husten und Heiserkeit ein zuverlässiges Hausmittel.

Aber auch eine Lotion gegen fettige Haut kann man zubereiten. Man nimmt 20 bis 25 Gramm Brombeerblätter und lässt sie zehn Minuten lang kochen. Der Absud wird morgens und abends auf das Gesicht aufgetragen.


Liebe Grüße
Peter
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#3

RE: Kräuterkunde

in Kräutergarten Innengebiet 28.04.2020 17:29
von Peterbacsi • Admin | 3.590 Beiträge

Der Mai steht schon fast vor der Tür. Zeit, dem Waldmeister zu huldigen

Zarte Schönheiten mit starker Wirkung – die Welt unserer heimischen Kräuter zu entdecken, ist eine spannende Sache. Genau dazu laden wir Sie ein. Denn ab heute stellen wir Ihnen in regelmäßiger Folge bayerische Pflanzen vor, die nicht nur durch ihren lieblichen Anblick das Auge erfreuen, sondern für Körper und Seele mehr tun können. Brigitte Walde-Frankenberger ist die Autorin unserer neuen Serie. Sie erklärt uns heute Wissenswertes über den Waldmeister.

Im Volksmund wird der Waldmeister auch Waldmännlein, Herzfreud, Sternleberkraut oder Waldfee genannt, was von der Beliebtheit dieser kleinen Pflanze kündet. Der Waldmeister kommt in ganz Europa vor und gilt seit uralten Zeiten als ein Heilkraut für Körper und Seele. Er wird zehn bis 30 Zentimeter hoch und wächst im Halbschatten auf humusreichem Waldboden. Im Frühjahr bildet der Waldmeister dunkelgrüne Kolonien, die sich teppichartig am Boden ausbreiten. Der Waldmeister blüht im Mai mit sternenförmigen weißen Trugdolden und verströmt einen lieblichen, vanilleähnlichen Duft, der uns Menschen heiter und fröhlich macht und unsere Lebensfreude steigert. Zur Blütezeit können wir den Waldmeister ernten. Wir schneiden ihn kurz über dem Erdboden ab und breiten ihn in dünnen Lagen zum Trocknen aus. Erst wenn die Pflanze welkt, entfaltet sie ihren ganz besonderen Duft.

Im Altertum war der Waldmeister den weiblichen Gottheiten geweiht. Als ein Frauenheilkraut brachte er Hilfe bei der Geburt, stärkte Herz und Nerven von Mutter und Kind. Man füllte Kissen und Matratzen mit dem getrockneten Kraut und brachte auf einem Lager von duftendem Waldmeister das Kind zur Welt.

Die Pflanze ist hilfreich bei Nervosität und Unruhe, bei Angst, die von Herzklopfen begleitet ist. Aber auch bei Hysterie und Schwermut unterstützt sie den Menschen. Der Waldmeister hat herzstärkende Wirkkräfte und ist eine ausgezeichnete Frühjahrskur für das müde Herz. Als ein sanftes Heilkraut fördert er den Schlaf von Kindern und alten Menschen. Auch ist er ein Kraut zur Reinigung und Stärkung der Leber. In der Volksheilkunde wird die Pflanze als Tee getrunken. Der Waldmeister wirkt zudem harntreibend, verdauungsfördernd und krampflösend. Frische Blätter zerquetscht auf Schnitte und Wunden gelegt, gelten als hilfreiches Wundheilmittel. Und eine Handvoll des angewelkten Kräutleins soll die Liebeslust steigern.

Wer nun Lust auf Waldmeister bekommen hat, dem haben wir ein Rezept für eine Maibowle: Ein Sträußchen Waldmeister, leicht angetrocknet, in ein Bowlegefäß hängen und mit einer Flasche Weißwein übergießen. Zwei Stunden an einem kühlen Ort ziehen lassen. Zwei Esslöffel Zucker in wenig Mineralwasser erhitzen, auflösen und gemeinsam mit einer Flasche Sekt in das Bowlegefäß schütten.


Liebe Grüße
Peter
zuletzt bearbeitet 28.04.2020 17:32 | nach oben springen

#4

Kräuterkunde: Die Zitrone des Nordens

in Kräutergarten Innengebiet 08.05.2020 18:14
von Peterbacsi • Admin | 3.590 Beiträge

Natur Die Vogelbeere wird auch Eberesche genannt. Sie ist noch heute ein beliebtes Volksheilmittel

Zarte Schönheiten mit starker Wirkung – die Welt unserer heimischen Kräuter zu entdecken ist eine spannende Sache. Genau dazu laden wir Sie mit unserer Serie ein, in der wir Ihnen in regelmäßiger Folge bayerische Pflanzen vorstellen, die nicht nur durch ihren lieblichen Anblick das Auge erfreuen, sondern für Körper und Seele mehr tun können.

Im Herbst leuchtet die Vogelbeere mit ihren korallenroten Früchten aus Busch und Wald. Die anspruchslose, robuste Vogelbeere ist in ganz Europa und bis Sibirien verbreitet. Sie gehört zur Familie der Rosengewächse und wächst auf eher feuchten und lehmigen oder moorigen Böden, an Waldrändern, im Gebüsch, in lichten Laub- und Nadelwäldern. Sie wird bis zu acht Meter hoch und kann unter guten Bedingungen über hundert Jahre alt werden. Die mehligen Beeren sind eine wichtige Nahrungsquelle für die Vogelwelt und für die Säugetiere des Waldes.

Der erst seit dem 16. Jahrhundert gebräuchliche Name „Eberesche“ bezieht sich auf die eschenähnlichen Blätter des Baums. In der Heilkunde ist der Vogelbeerbaum erst im Mittelalter anzutreffen. Hingegen hat er eine lange und tiefverwurzelte mythologische Vergangenheit. So war er einst als ein heiliger Baum dem Gewittergott Donar geweiht. Seinen lateinischen Namen „aucuparia“, also „Vogelstellen“, erhielt der Baum wegen des Gebrauchs der kugeligen Früchte zum Vogelfang. Das Wort „sorbus“, also „herb“, verdankt er dem herb-bitteren Geschmack der leuchtenden Beeren.

Noch heute ist die Vogelbeere ein beliebtes Volksheilmittel, obgleich sie fälschlicherweise immer wieder als giftig bezeichnet wird. In der Heilkunde werden die Beeren verwendet. Wobei die Beeren im November nach den ersten Frösten geerntet und auf einem Holzrost zum Trocknen ausgebreitet werden.

Sie wird auch Zitrone des Nordens genannt, denn die Vogelbeere verfügt über mehr als den doppelten Gehalt an Vitamin C als die Zitrone. Die Landbevölkerung kannte allerdings schon lange die damit verbundenen Eigenschaften als ein antiskorbutisches Heilmittel. Die frische Frucht wirkt mild abführend und harntreibend. Als Tee getrunken, steigern die Beeren Gallen- und Leberfunktion und sind hilfreich bei Harnbeschwerden. Auch beeinflussen sie positiv die körpereigenen Abwehrkräfte. Vogelbeeren enthalten Gerbstoffe und Bitterstoffe. Sie wirken verdauungsfördernd, stoffwechselfördernd, zusammenziehend und stärkend, steigern die körpereigenen Abwehrkräfte.

Wie aber lassen sich die Vogelbeeren heute verwenden? Die getrockneten Vogelbeeren zeigen eine sehr gute Wirkung bei Heiserkeit: Es werden fünf bis acht Beeren über den Tag verteilt gegessen oder aber man kann auch einen Tee zubereiten, der als Gurgelmittel dient. Sänger und Redner nutzen die Vogelbeere, um ihre Stimmbänder zu pflegen. Die Beeren schützen vor Reizungen.

Die frischen Beeren können auf Wanderungen als allgemein stärkendes Mittel gekaut werden (drei bis fünf Beeren werden verteilt über fünf Stunden gegessen). Sie regen die Herztätigkeit an und löschen den Durst.


Liebe Grüße
Peter
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