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Was der unscheinbare Beifuß alles kann

in Kräutergarten Innengebiet 04.06.2020 18:04
von Peterbacsi • Admin | 3.590 Beiträge

Natur Früher war das Kraut eine der mächtigsten Heil- und Ritualpflanzen. Wie es heute genutzt werden kann
Zarte Schönheiten mit starker Wirkung – die Welt unserer heimischen Kräuter zu entdecken ist eine spannende Sache. Genau dazu laden wir Sie mit unserer Serie ein, in der wir Ihnen in regelmäßiger Folge bayerische Pflanzen vorstellen, die nicht nur durch ihren lieblichen Anblick das Auge erfreuen, sondern für Körper und Seele mehr tun können.

Der unscheinbare Beifuß (Artemisia vulgaris) war eine der mächtigsten Heil- und Ritualpflanzen der archaischen Volksstämme. Die Germanen nannten sie Mugwurz (Machtwurz). Im Mittelalter nannte man die machtvolle Pflanze „Herbarum Mater“, Mutter der Kräuter. Der lateinische Gattungsname „Artemisia“ weist auf den Gebrauch der Pflanze als ein Frauenheilmittel hin. Denn sie war der Muttergöttin Artemis geweiht, der Herrin der Natur und Beschützerin der Gebärenden.

Der Beifuß gehört zu den Pionierpflanzen, die sich des Ödlands bemächtigen. Im Sommer findet man ihn meist unbeachtet auf Brachflächen und Schutthalden, an Bahndämmen und Böschungen, auf trockenen Hügeln, an Wegrändern und Zäunen. Aufrecht, luftig und leicht von Gestalt, kann er bis eineinhalb Meter hoch werden.
Bild entfernt (keine Rechte)
Römische Soldaten waren von seiner besonderen Kraft auf den Menschen überzeugt und trugen die Pflanze bei Fußmärschen. Daher die deutsche Bezeichnung „Beifuß“. Der Römer Plinius (23 bis 79 n. Chr.) schreibt dazu: „Der Saft der Pflanze auf den Körper gerieben gibt viel Kraft. In die Schuhe gelegt oder an das Bein gebunden schützt sie den Wanderer vor Müdigkeit.“ Um ihre Soldaten stets mit dem kostbaren Kraut zu versorgen, pflanzten die Römer entlang der Heeresstraßen Beifuß sogar an.

In den Monaten Juni bis September blüht er mit gelben oder rötlichen Blütenrispen. Kurz vor der vollen Blüte können wir die Triebspitzen abschneiden und hängen sie gebündelt im Schatten zum Trocknen auf. Für Heilzwecke werden Blätter, Blüten und Samen frisch oder getrocknet verwendet.

In der Volksmedizin steht seine appetitanregende und verdauungsfördernde Wirkung im Vordergrund. Als Tee angewendet ist der Beifuß hilfreich bei Magen- und Darmstörungen, Blasen-, Gallen- und Leberleiden, bei allgemeiner Schwäche mit Kopfweh und Übelkeit. Er ist ein kraftvolles Mittel für den Stoffwechsel und für das Immunsystem.

Beifuß taucht auch in der Küche auf: Das blühende Kraut, die Blätter und Blüten können frisch oder getrocknet in Suppen, Soßen und Salaten verwendet werden. Beim Feinschmecker beschwört der Beifuß das Bild üppiger Mahlzeiten herauf, und in der Tat: Ob als Fülle im Gänsebraten, zur Ente, zu fetten Fleischspeisen oder aufs Schmalzbrot gestreut – Beifuß dient seit alters her als Gewürz zu opulenten Speisen. Er fördert den Appetit, aktiviert das Verdauungssystem, macht schwere Speisen bekömmlich.

Doch Vorsicht: Als ein stark wirkendes Heilmittel darf der Beifuß während der Schwangerschaft nicht verwendet werden. Auch ähneln die Blätter des hochgiftigen Blauen Eisenkrauts denen des Beifußes. Ihnen fehlt an der Unterseite aber der weiße Filz.


Liebe Grüße
Peter
zuletzt bearbeitet 04.06.2020 18:05 | nach oben springen



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