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Das Apothekerkästchen der Bauern

in Kräutergarten Innengebiet 27.05.2020 18:02
von Peterbacsi • Admin | 3.590 Beiträge

Im späten Frühjahr blüht der Holunder. Blüten und Beeren werden seit Jahrhunderten verwendet

Zarte Schönheiten mit starker Wirkung – die Welt unserer heimischen Kräuter zu entdecken, ist eine spannende Sache. Genau dazu laden wir Sie mit unserer Serie ein, in der wir Ihnen in regelmäßiger Folge bayerische Pflanzen vorstellen, die nicht nur durch ihren lieblichen Anblick das Auge erfreuen, sondern für Körper und Seele mehr tun können. Brigitte Walde-Frankenberger ist unsere Autorin. Heute stellt sie den Holunder vor.

Angelehnt an altes Mauerwerk, an Bauernhäuser, Hütten und Scheunen wächst der Holunder (Sambucus nigra) in unseren ländlichen Gegenden. Auch in Wildhecken entwickelt er sich gerne, inmitten von Brombeerranken, Hagebutten und Weißdorn. Benannt ist der Holunder nach der Licht- und Fruchtbarkeitsgöttin Holle oder Holda, denn der altdeutsche Name „Holuntar“ bedeutet Baum der Frau Holle. Eine heiße, gesüßte Holunderbeersuppe diente Kelten und Germanen als Kultspeise, die auf die kalte Jahreszeit vorbereiten sollte. Und Holundermus ist in der kalten Jahreszeit schon immer ein vitaminreiches Nahrungsmittel. Weil Holunder den Göttern geweiht war, pflanzte man den Baum auch als Schutzbaum gerne in die Nähe der Gehöfte. Wegen seiner heilenden Vielfalt nannte man ihn das „Apothekerkästchen“ der Bauern.Bild entfernt (keine Rechte)

Im späten Frühjahr blüht der Holunder mit cremeweißen, schirmähnlichen Büscheln winziger Blüten. Die Blütendolden lassen sich gut mit der Hand pflücken oder man schneidet sie vorsichtig mit der Schere ab. Sie können im Mai und Juni geerntet werden. Zum Trocknen breitet man sie am besten auf einem Musselintuch im Schatten aus. Die Beeren folgen im September, wenn sie ihre volle Reife erreicht haben. Für Suppe oder Mus werden sie mit einer Gabel vom Büschel abgestreift. Holunderbeeren dürfen allerdings nicht roh verzehrt, sondern müssen vor dem Verzehr immer gekocht werden.

Aus den zur Sonnenwende gesammelten Blüten brauten die Großmütter einen das Immunsystem stärkenden, schweiß- und harntreibenden fiebersenkenden Tee, der bei Grippe und Erkältungen, bei Rheuma, Masern und Scharlach getrunken wurde. Das aus den purpurschwarzen Beeren gekochte Mus dient zur Darmreinigung und Verdauungsanregung. Neueste Forschungen belegen die immunstimulierende und nervenstärkende Wirkung der Beeren. Saft, Sirup und Suppe helfen bei viralen Infekten, Herpes und bei Neuralgien.

Und Holunderblütentee, am Abend getrunken, ist ein Sedativum und kann zur Behandlung von Schlafstörungen verwendet werden.

Auf dem Toilettentisch unserer Großmütter durfte die Flasche mit Holunderblütenwasser nicht fehlen, denn sie galt als Garant für eine makellose Haut. Das Blütenwasser lässt sich leicht selbst zubereiten: Einen großen Topf aus glasierter Keramik mit Blüten füllen. Diese mit eineinhalb Litern kochendem Wasser übergießen. Die Mischung abkühlen lassen und zehn Gramm Weingeist dazugeben. Einige Stunden ruhen lassen. Abseihen und die Flüssigkeit in verschließbare Flaschen füllen. Den einzelnen Fläschen jeweils eine Blütendolde beigeben.


Liebe Grüße
Peter
zuletzt bearbeitet 27.05.2020 18:04 | nach oben springen



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