Haben Sie Kinder oder Enkel, Nichten oder Neffen im Jugendalter? Ich weiß nicht, wie es Ihnen mit den Demonstrationen Fridays for Future geht, aber mir gehen die Jugendlichen zu Herzen. „Das Klima wandelt, wenn ihr nicht handelt“ – „Es gibt keinen Planeten B“. Nur zwei von vielen wahren Sätzen. Und dazwischen meist gut durchdachte und sauber recherchierte Reden von jungen Menschen, die einen erstaunlich nüchternen und pragmatischen Blick auf die großen globalen wie auch die kleinen lokalen Zusammenhänge des Klimawandels werfen. Das Engagement dieser Jugendlichen rührt mich zutiefst. Sie haben in vielem einfach so recht. Und doch ist es für Menschen meiner Generation auch manchmal so schwer, eigene Verhaltensweisen zu ändern.
Um nur zwei Beispiele zu nennen: Selbstverständlich gewordene Ernährungsgewohnheiten abzulegen (das vegane Kochbuch ist zwar gekauft, steht bei mir aber oft ungenutzt im Regal). Und die Frage der Mobilität: Wie einfach ist es, schnell das Auto aus der Garage zu holen. Auf dem Land oft auch gar nicht anders möglich, weil die Busanbindung zum Teil sehr lückenhaft ist.
Bekannte waren vor ein paar Wochen in Taizé in Frankreich. Mit dem Zug. Der Bahnhof Chalon-sur-Saône ist 40 Kilometer von Taizé entfernt. Zu zweit stiegen sie dort in den Bus und nannten dem Busfahrer unser Ziel. „Drei Euro“, antwortete er. Sie trauten ihren Französischkenntnissen nicht und fragten noch mal nach. „Drei Euro“, wiederholte er. Zu zweit, 40 Kilometer im Bus für drei Euro. Das macht Busfahren zu einer wirklichen Alternative zum Auto, wenn auch eine höhere Frequenz eine gewisse Flexibilität ermöglicht. Da muss der Staat mit ran. Bei allem, was bisher in vielen Stadten schon für den Klimaschutz getan worden ist: Wie wäre es, wenn wir unseren Jugendlichen Plattformen schaffen könnten, wo sie mit ihren ganz konkreten Vorschlägen tatsächlich etwas bewirken können, um hier vor Ort noch weiter zu einer Verringerung des CO2 Ausstoßes beizutragen? Ich glaube, gerade wir Christen haben hier eine hohe Verantwortung für die Bewahrung der Schöpfung. Die Jugendlichen haben einen starken Impuls gesetzt, etwas zu verändern. Und zwar jetzt. Nicht später. Sofort. Sie brauchen Erwachsene dazu, die die Vorschläge umsetzen.
Wir sollten unsere Jugendlichen sehr ernst nehmen. Sonst laufen wir Gefahr, dass sie entweder verbittert resignieren oder sich radikalisieren, damit man sie endlich wirklich erhört und ihnen nicht nur lächelnd über den Kopf streichelt. Sie haben eine wichtige Botschaft für uns. „Bewahrt die Schöpfung – bewahrt unsere Zukunft, helft uns, auf dieser wunderbaren Erde leben zu können, gemeinsam mit allen anderen Geschöpfen, die dann hoffentlich nicht schon ausgestorben sein werden. Die Hütte brennt!“
Ich möchte hier an die tiefe Erkenntnis von Albert Schweitzer erinnern, der während des 1. Weltkrieges den Zusammenhang gesehen hat zwischen dem rohen Umgang der Menschen mit anderen Geschöpfen und dem rohen Umgang der Menschen untereinander: „Ich bin Leben, das leben will, inmitten von Leben, das leben will.“ Helfen wir den Jugendlichen und uns selbst, das Leben zu bewahren.
Jeder mit seinem Anteil.
Hier vor Ort.
Gemeinsam.
Jetzt.
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Die Schöpfung bewahren
Die Jugendlichen, die für einen besseren Klimaschutz auf die Straße gehen, wollen die Natur bewahren. Und damit auch die Schöpfung