Budapost berichtet
9. Apr. 2020
Da Budapest und andere größere Städte als Brutstätten der Coronavirus-Infektion gelten, sind laut einem Bericht der einzigen landesweit erscheinenden linken Tageszeitung Stadtbewohner in kleineren Siedlungen nicht mehr willkommen.
Innerhalb der ungarischen Gesellschaft klaffe ein neuer Riss, berichten Judit Doros und András Vas von der Tageszeitung Népszava. Demnach würden sich auf dem flachen Land lebende Ungarn zunehmend gegen Besuche von Stadtbewohnern wehren.
Die beiden Reporter verweisen auf das Beispiel Rigács, einem kaum bekannten Dorf nordwestlich des Plattensees. Hier würden sogar Verwandten von Einheimischen Besuche zum Osterfest untersagt. Der Dorfbürgermeister drohe jedem, der sich dem Verbot widersetze, mit saftigen Geldbußen. Zwar verfüge der Kommunalpolitiker gar nicht über entsprechende Vollmachten, da jedoch nach wie vor Bewegungseinschränkungen in Kraft und Elternbesuche im entsprechenden Erlass nicht als Ausnahmen genannt seien, könnte der Bürgermeister Besucher bei der Polizei anzeigen. Diese würde sie garantiert mit einer Geldstrafe belegen.
Ein zweiter Fall, von dem Doros und Vas berichten, ist Hollókő. Das einzige ungarische Dorf auf der Liste des UNESCO-Weltkulturerbes habe Besuchern das unbefugte Betreten der für ihre intakte Architektur aus dem 17. und 18. Jahrhundert berühmten Ortschaft verboten. Die Einwohner würden Ostern wie gewohnt in ihren traditionellen Volkstrachten feiern, aber zum ersten Mal seit Jahrzehnten Besucher nicht mehr hineingelassen. Die Parkplätze seien abgesperrt. Neu und beunruhigend ist in den Augen der Reporter bei alledem die Feindseligkeit, die die Dorfbewohner gegenüber den Städtern empfinden würden.