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Nachfolgen – wohin?

in Die evangelische und katholische Welt auch in Ungarn 01.07.2019 15:12
von Peterbacsi • Admin | 3.590 Beiträge

Für die Dinge, die uns wichtig sind, nehmen wir oft viele Schwierigkeiten auf uns. Sei es ein ausgefallener Urlaub, ein besonderes Hobby oder ein lukratives Geschäft. Zeit, Herzblut und Geld werden, ohne zu zögern, investiert.

Im heutigen Evangelium geht es um einen unbequemen Weg und ein unattraktives Ziel. Jesus zieht nach Jerusalem hinauf und die Vorzeichen stehen auf Tod. Trotzdem gibt es Menschen, die dem Wanderprediger folgen wollen. Bevor sie gehen, haben sie jedoch noch wirklich wichtige Dinge zu erledigen. Sich von der Familie verabschieden oder den Vater begraben.

Jesu Worte klingen hart, als er darauf verweist, dass für all dies keine Zeit mehr ist. Es gilt nur der Blick nach vorne. Was Jesus fordert, gibt er dann auch selbst. Sein irdisches Dasein endet am Kreuz.

Hatten sich seine Nachfolger das vorgestellt? Wollten sie nicht viel lieber teilhaben an seinen Wunderheilungen und ungewöhnlichen Zeichen? An einem Leben unter dem unüberwindlichen Schutz Gottes?

Wir alle kennen diese Sichtweise. Sich auf die richtige Seite zu stellen, um dann die Vorzüge genießen zu können. Sollte sich der Wind drehen, kann man ja umschwenken.

Jesus sieht das nicht so. Für ihn geht es um die Konsequenz einer grundsätzlichen Haltung. Wer ihm folgt, sagt Ja zum Dienst an Gott und am Mitmenschen. Er setzt sein Leben für das Reich Gottes ein, für Frieden, Gerechtigkeit und Freiheit. Wenige Menschen halten diese Radikalität aus. Wir tun ein bisschen Gutes und ziehen uns dann wieder in die eigene Komfortzone zurück. Zu allen Zeiten hat es jedoch auch Ausnahmen gegeben. Namen wie Maximilian Kolbe, Madeleine Delbrêl, Friedrich Bonhoeffer, Mutter Teresa, oder Oskar Romero bestätigen das.

Sie konnten diesen Weg gehen, weil ihnen die Größe der dahinterstehenden Kraft klar geworden war. Dafür standen sie mit ihrem ganzen Sein ein, auch wenn es unangenehm oder tödlich wurde.

Können wir uns in so ein anspruchsvolles Modell wirklich einklinken? Vielleicht, wenn wir der Erkenntnis, dass sich aus unserem Leben neue Konsequenzen ergeben, nicht ausweichen. Das eigene Denkmodell vertreten, auch wenn der Mainstream anders läuft. Unwichtiges zurückstellen, um einer größeren Sache ganz zu dienen.

Dass dies gar nichts Abstraktes ist, erfuhr ich vor Kurzem von einer jungen Mutter, die erzählte: „Bei uns zuhause gab es nur noch Streit. Das Leben war voller Knoten.“

Da haben mein Mann und ich gemeinsam eine Klosterauszeit genommen und in aller Stille sortiert, was bei jedem vor sich geht und welche Schmerzpunkte wir beim anderen berühren. So konnten wir unser Ego zurücknehmen. Davon profitiert die ganze Familie.“

Vielleicht reicht es auch schon, sich einfach mal zu fragen „Wem oder was folge ich zur Zeit? Ist das noch angebracht?“ Den ersten Schritt auf dem Weg Jesu hätten wir damit schon getan.


Liebe Grüße
Peter
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