Viele Besucher bekunden Solidarität für den angeklagten Pfarrer Ulrich Gampert. Aber nicht alle können in den Saal
Sonthofen Vor dem Amtsgericht in Sonthofen hat sich eine Schlange gebildet. Etwa 20 Menschen warten noch darauf, in den Verhandlungssaal zu kommen, in dem erstmals ein deutscher Richter über einen Fall von Kirchenasyl verhandelt. Viele haben bereits die Sicherheitsschleuße passiert. Anklagt ist Pfarrer Ulrich Gampert. Er hatte dem afghanischen Flüchtling Reza Jafari eineinhalb Jahre lang in der Erlöserkirche in Immenstadt Asyl gewährt. Bereits im Juli erhielt der Geistliche einen Strafbefehl über 4000 Euro, gegen den er Widerspruch eingelegt hat.
Gegen 13.40 Uhr kommt die Nachricht, die einige Besucher enttäuscht: Der Sitzungssaal ist bereits voll. Man könne aber vor verschlossener Türe warten – eine Übertragung der Verhandlung gebe es aber nicht. „Es ist ganz schlimm, dass wir nicht reinkommen“, schimpft Gisela Salomon. Und ein Mann fügt hinzu: „Man könnte den Verdacht bekommen, dass wir nicht gewollt sind.“ Salomon ist in Immenstadt aufgewachsen, heute lebt sie in Sizilien. Sie engagiert sich dort in der Kirche. „Kirchenasyl ist ein Menschenrecht“, sagt Salomon. „Die Menschen, die aus Kriegsgebieten fliehen, brauchen Schutz.“
Sie weiß, von was sie redet. Salomon engagiert sich in einem Haus, in dem ebenfalls acht Geflüchtete betreut werden. „Als Christin ist es meine Pflicht zu helfen“, sagt sie. Jetzt will sie erst Mal einen Kaffee trinken und möchte wiederkommen, sobald sich etwas tut. „Hier können wir es ja leider nicht verfolgen“, beschwert sich Salomon.
Helmut Klaubert ist Pfarrer im Oberallgäuer Fischen. Er geht trotzdem ins Amtsgericht, auch wenn er dort vor dem Sitzungssaal warten muss. „Ich verstehe nicht, wie man das als Beihilfe zum unerlaubten Aufenthalt anklagen kann“, sagt Klaubert. Er vermutet, dass es zu einer Verurteilung kommen wird. Klauber hätte vor einiger Zeit fast selbst einem Syrer Kirchenasyl gewährt. Das Thema konnte aber mit der Ausländerbehörde geklärt werden. Für ihn ist Kirchenasyl ein „ganz besonderer Weg“. Dadurch könne Härtefällen geholfen werden.
Die Sonthofenerin Edith Hutter geht noch einen Schritt weiter und sagt, dass Kirchenasyl sehr wichtig für die Gesellschaft ist. Denn damit würde man nicht nur reden, sondern auch handeln. „Und das“, sagt Hutter, „ist viel wichtiger“. Was sie für ein Urteil erwartet? Einen Freispruch, antwortet sie.