Mit seiner Entscheidung, eine Rede in der Liszt-Akademie zu halten, habe der Regierungschef die Größe des Publikums begrenzen und sich vor unzufriedenen Menschen schützen wollen, argwöhnt der linksorientierte Kolumnist der Tageszeitung Népszava. Auch habe der Fidesz die Werte, für die die Revolutionäre von 1956 eingestanden wären, längst aufgegeben – vor allem die einer freien Gesellschaft. Friss vermutet, dass der Ministerpräsident immer unpopulärer werde und zunehmend in die Isolation gerate.
In Magyar Nemzet vergleicht László Néző die sozialistischen und liberalen Spitzenpolitiker, die 2006 die Polizei gegen Demonstranten zum Einsatz gebracht hätten, mit den Unterdrückern der 1956er Revolution. Für den regierungsnahen Kommentator ist es absurd, wenn der Regierung diktatorische Tendenzen vorgeworfen werden. Der Kommunalwahlsieg von Oppositionskandidaten in Großstädten sowie die friedlichen Feierlichkeiten am 23. Oktober bewiesen, dass Ungarn ein freies und demokratisches Land sei. Néző fügt jedoch hinzu, dass ein Teil der ungarischen Öffentlichkeit vergessen zu haben scheine, wie korrupt und diktatorisch die ehemaligen sozialistisch-liberalen Regierungen vor 2010 gewesen seien.