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Das Volk der Titanen

in Kräutergarten Innengebiet 23.09.2020 17:42
von Peterbacsi • Admin | 3.590 Beiträge

Die Eiche gilt als der deutsche Baum schlechthin und wird seit Jahrhunderten verehrt

Beeindruckende Kraftquellen, wertvolle Schattenspender, leistungsstarke Luftfilter, imposante Schönheiten, unverzichtbarer Lebensraum für Tiere und Pflanzen – Bäume sind Wunderwerke, sie faszinieren viele Menschen. Höchste Zeit also, sich einmal intensiver mit den einzelnen Arten zu beschäftigen, etwas aus ihrer Geschichte, aber auch von ihrer heilenden Wirkung zu erfahren. Dazu laden wir Sie, liebe Leserinnen und Leser, in unserer neuen Serie ein. Unsere Autorin ist Brigitte Walde-Frankenberger. Dieses Mal dreht sich alles um die Eiche.


Die Eiche ist tief verwurzelt in der deutschen Tradition, und in der Welt gilt sie als der deutsche Baum schlechthin. Kein anderer Baum wurde von unseren Vorfahren – von Kelten, Alemannen, Germanen, Römer und Goten – so verehrt wie die Eiche. Die Eiche war dem Gewittergott Donar geweiht, den man in heiligen Eichenhainen verehrte, von denen man heute noch Spuren findet. Die Eiche hat eine lange mythologische und geschichtliche Vergangenheit. Auch inspirierte sie viele bedeutende Dichter und Denker, wie den schwäbischen Friedrich Hölderlin (1770–1843), der in seinem Gedicht „Die Eichbäume“ diese als „ein Volk von Titanen“ verehrt. Sie wird mit den Tugenden Tapferkeit, Treue, Festigkeit, Willensstärke in Verbindung gebracht. Als Sinnbild des Sieges schmückten Soldaten ihre Helme mit Eichenlaub. Und sogar heute noch ist sie ein gefragtes Motiv für Wappen und Urkunden, für militärische Rang- und Ehrenabzeichen.

Die Eiche gehört zur Familie der Buchengewächse (Fagaceae). Der imposante Baum wächst in ganz Europa. Er erreicht eine Höhe von 40 Metern und kann mehr als 2000 Jahre alt werden. Die Blütezeit ist in den Monaten April und Mai, die Eicheln können von September bis Oktober gesammelt werden. Als Heil- und Nahrungsmittel verwendet man Blätter, Rinde und Früchte (Eicheln). In allen Pflanzenteilen sind Gerbstoffe, Gallsäure, Bitterstoffe, Pektin und Stärke enthalten. In den Früchten fettes Öl, Zucker und Eiweiß. Die nahrhaften Eicheln werden von Wildschweinen, Rotwild, Eichhörnchen und vielen anderen Wildtieren mit Vorliebe gefressen. Im Herbst wurden die Schweine von Bauern in die Eichenwälder zur Mast getrieben, und die nahrhaften Eicheln wurden sozusagen in fette Schinken verwandelt. Sie ist aber auch Lebensraum für rund 1000 Insekten- und 100 Schmetterlingsarten. Viele Käfer leben im Totholz und zersetzten dieses wieder.
Bild entfernt (keine Rechte)
In der Volksheilkunde wird die Eiche bei Durchfall, Magen-Darm-Katarrh, bei Leberleiden, Blasenleiden, Blutungen eingesetzt. Sie wirkt zusammenziehend, entzündungshemmend, blutstillend. Äußerlich als Bäder oder Umschläge angewandt hilft sie bei chronischen Ekzemen, Ausschlägen, Frostbeulen, Brandblasen und Insektenstichen. Als Tee, kurz aufgekocht, dient sie zum Gurgeln bei Halsweh und Zahnfleischentzündung. Die Homöopathie bereitet aus der frischen Rinde junger Zweige und den Eicheln eine Essenz. Diese wird bei Milz-und Leberschwellungen und bei Alkoholmissbrauch angewendet.

Eichenholz ist ein Hartholz. Es wird bei Haus- und Möbelbau und zur Herstellung von hochwertigen Parkettböden verwendet. Auch im Schiffsbau, für den Bau von Wasserrädern und Brücken nimmt man das robuste Eichenholz. Eichenholz ist unter Wasser unbegrenzt haltbar, wie man an Venedig sieht. Auch für Fässer ist es die erste Wahl, weil es besonders dicht hält. Längst ist die Eiche kein Götterbaum mehr. Im 21. Jahrhundert ist sie wegen Klimawandel stark angeschlagen – zusammen mit anderen großen Baumarten wie Buchen, Kiefern, Ulmen.


Liebe Grüße
Peter
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