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Der Kanzler geht auf Reisen...

in Rest EU :-) 22.02.2019 17:26
von Peterbacsi • Admin | 3.590 Beiträge

Liebe*r Leser*in aus Österreich,

,

oder zumindest Volkes Stimme in den Medien. Österreich wird da als „kleine Supermacht“ gefeiert nach dem Besuch von Sebastian Kurz beim US-Präsidenten im Weißen Haus, und den aufmerksamen Kolumnisten vom Boulevard ist nicht entgangen, dass Donald Trump seinen Gast „fast schon freundschaftlich sogar am Knie tätschelte“. Kurzum: Österreich ist „zurück auf der Weltbühne“, und diese Woche ist wieder mal perfekt gelaufen für Sebastian Kurz, den Kanzler der Herzen und der Message Control.

In Wien darf sich derweil das Kabinett in den Niederungen des politischen Alltags abmühen. Eine neue Feiertagsregelung für den Karfreitag und die mögliche oder auch nicht mögliche Einführung eines Abbiegeassistenten für Lastwagen waren die bestimmenden Themen beim wöchentlichen Ministerrat am Mittwoch. Der Kanzler fehlte entschuldigt, er wurde ja höheren Orts gebraucht.

Natürlich sind solche Reisen des Regierungschefs wichtig im politischen Geschäft. In Washington ist Kurz tatsächlich mehr Aufmerksamkeit zuteil geworden, als es dem geopolitischen Gewicht Österreichs entspricht. Er ist auch für die alten Recken in Washington interessant als junger Konservativer, der sich nur allzu gern als Gegenentwurf zur deutschen Kanzlerin präsentieren lässt. Dass Trump Merkel „sehr kritisch“ sehe, hat Kurz dann hinterher gleich via Bild-Zeitung wissen lassen.

Doch wenn man sich die Kurz’schen Reiseaktivitäten anschaut – in den 14 Monaten seiner Kanzlerschaft war er in Russland, China und in den USA, in Brüssel sowieso als Dauergast, er hat Afrika durchmessen und in der vorigen Woche noch schnell Asien erforscht –, könnte man fast vergessen, dass es noch eine Außenministerin gibt in Österreich. Aber nur fast, denn Karin Kneissl hat sich mit ihrem Hochzeitsknicks vor dem russischen Präsidenten Wladimir Putin dann doch unvergesslich gemacht.

Auffällig ist in jedem Fall, dass Sebastian Kurz gleich in der Anfangszeit seiner Kanzlerschaft das macht, was andere höchstens am Ende ihrer Regentschaft tun: Wenn sie den heimischen Begrenzungen entwachsen sind, wenden sie sich der Welt zu, wo Ruhm und Ehre zu ernten sind. Kurz sucht da offenbar eine Abkürzung.

Nach einem weiteren vollen Tag in Washington ist er am Donnerstag zurückgeflogen nach Österreich. Am Freitag wird regiert in Wien. Am Sonntag allerdings wird der Kanzler schon wieder in Kairo erwartet zum Gipfel der EU mit der Arabischen Liga.

Hoffentlich ist Ihr Wochenende ein bisschen länger und erholsamer.



Ihr Peter Münch,
SZ-Korrespondent in Wien


Liebe Grüße
Peter
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