, das angeblich einen Artikel von Focus Online zeigt. Darin hieß es, dass die großen Supermarkt-Ketten sich abgesprochen hätten, die Öffnungszeiten drastisch herunterzufahren. So seien die Läden am Montag nur noch von 8 bis 10 Uhr offen, am Dienstag komplett geschlossen. Selbst Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) äußerte sich auf Twitter dazu, bat darum, auf „diesen Quatsch nicht reinzufallen“. Gerichtet an die Erfinder, „die so einen Unsinn verbreiten“, schrieb Klöckner: „Das ist kein Spaß, ihr spielt mit der Angst der Leute. Das ist unanständig.“
Kommunikationswissenschaftler Jan-Hinrik Schmidt sieht genau darin einen Grund, warum solche Nachrichten entstehen. „Da steckt in manchen Fällen böse Absicht dahinter, die Urheber wollen gezielt Unruhe stiften“, sagt er. Andere wollten witzig erscheinen oder handelten zuerst in guter Absicht. „In Krisensituationen wie jetzt bei Corona herrscht ein unglaubliches Informationsbedürfnis“, so der Experte. Um auf dem aktuellen Stand zu bleiben, seien die sozialen Medien eine wichtige Quelle. Bei Nachrichten, die über WhatsApp ausgetauscht werden, seien viele nicht allzu misstrauisch. Schließlich handele es sich beim Absender ja meist um Bekannte. Doch in Krisenzeiten, in denen Informationen kursieren, die verunsichern, müsse jeder ein Stück weit die Infos filtern. „So leistet jeder Einzelne einen Beitrag, um Fehlinformationen nicht weiter zu verbreiten“, sagt Schmidt.
Gerade bei Nachrichten, bei denen nicht mehr nachvollziehbar ist, aus welcher Quelle sie stammen, müsse man vorsichtig sein. „Die sollte man nicht weiterleiten“, erklärt der Medienforscher. Schmidt sagt aber auch, dass in der rasanten Entwicklung vieles den Nerv der Leute treffe. „In den vergangenen sieben Tagen hat sich das sehr verstärkt. Vor einer Woche hätte kaum jemand geglaubt, dass Supermärkte schließen, aber jetzt halten es manche Menschen für denkbar“, erklärt Schmidt das Phänomen. Es entwickle sich die Haltung, dass die Nachricht doch stimmen könne.
Das hat auch die Weltgesundheitsorganisation WHO erkannt. Sie räumt auf ihrer Internetseite mit Gerüchten rund um das Coronavirus auf und verneint zum Beispiel, dass es durch Moskito-Stiche übertragbar sei. Für Schmidt ist das auch eine gute Vorgehensweise für jeden Einzelnen. „Wenn ich eine Nachricht bekomme, deren Inhalt mir unwahrscheinlich vorkommt, hilft eine Suche im Internet“, sagt er. Verschiedene Seiten hätten sich darauf spezialisiert, Falschmeldungen zu enttarnen, etwa mimikama.at . Hier finden sich zahlreiche Meldungen, die rund um das Coronavirus aufgetaucht sind. Hat man eine Nachricht als falsch entlarvt, ist es laut Schmidt gut, dieses „Dementi“ zu verbreiten. „Zumindest demjenigen, der einem die Falschmeldung geschickt hat, sollte man es schicken“, rät er. Bei Nachrichten, die vermeintlich „von der Regierung unterdrückt oder bewusst zurückgehalten werden“, solle man grundsätzlich skeptisch sein, sagt er. „Hier müssen wir Vertrauen in Institutionen haben, die wichtige Informationen nicht verheimlichen.“ Bei der Flut der Nachrichten sei es eine gute Möglichkeit, bestimmte Apps stummzuschalten und bewusst auf nur ein oder zwei seriöse Nachrichtenportale zurückzugreifen, empfiehlt er.
Die großen Online-Plattformen haben derweil Corona-Falschmeldungen den Kampf angesagt, darunter Facebook, Twitter und Google. Sie wollen Informationen stärker in den Vordergrund bringen und wichtige Mitteilungen von Gesundheitsbehörden verbreiten, teilten sie mit. Justizministerin Christine Lambrecht (SPD) forderte die Plattformen auf, Nutzer, die Falschmeldungen teilen, zu blockieren.
Von Daniel Dollinger