Die Corona-Zeiten bringen vieles, was wir eigentlich schon immer wussten oder jedenfalls ahnten, ans Licht. Wir entdecken neu, auf die Qualität unseres Miteinanders zu achten. Wie wertvoll sind Treffen mit Freunden! Wie wichtig ist die Zeit in der Familie und die Zeit für mich allein! Kurz: Diese Zeit ist für mich und viele meiner Bekannten und Freunde eine Zeit, die Mitmenschen und auch sich selbst noch einmal von einer ganz neuen Seite zu erfahren.
Auch unsere Beziehung zu Gott, zu Jesus und letztlich zu der Frage, was im Leben wirklich zählt, erscheint in neuem Licht. Man kann nicht oder nur recht umständlich an Gottesdiensten teilnehmen. Alles abgesagt oder in den virtuellen Raum verschoben.
Wir sind gezwungen viele Routinen zu lassen und neue ungewohnte Wege zu probieren. Das habe ich als Anregung genommen, über die Erfahrungen der ersten Christen nachzudenken, um bei ihnen zu entdecken, was das Wesentliche für unseren Glauben ist.
Faszinierend ist Petrus. Als Jesus verhaftet wurde, zog er sein Schwert und wollte ihn „raushauen“ - und was macht der geliebte Freund und Meister? Er lehnt das ab. Davor war Petrus mit dem engsten Freundeskreis mit Jesus im Garten gewesen. Alleingelassen sollten sie wachen. Als sie einschliefen kam Jesus „wacht und betet!“ - aber wie wachen? Worum beten? Das Essen davor war lang, anstrengend und verwirrend. Jesus hatte allen die Füße gewaschen - wie peinlich, der Meister seinen Schülern! Und als Petrus glaubte verstanden zu haben und meinte, alles an ihm brauche eine Reinigung, war das auch wieder nicht richtig. Überhaupt war dieser Meister ein schwieriger Freund. Das, was man bei ihm lernen konnte, war keine Lehre zum Mitschreiben, nichts, was man „schwarz auf weiß“ nach Hause tragen konnte. Gerade wurde man gelobt, weil man verstanden hat, dass er der Messias ist, da gab es eine scharfe Rüge „hinter mich!“ - weil man verhindern wollte, dass er geradewegs in den Tod ging. Nein, mich wundert es nicht, dass dieser Petrus in dem Moment als alles nach einem großen Desaster aussah, sagte, er kenne Jesus nicht. Wer kann schon sagen, er kennt Jesus!
Aber zu sagen „ich kenne ihn nicht“ ist auch eine Lüge, ein Verrat. Der Hahnenschrei und der Blick des Meisters und Freundes machen es schmerzlich bewusst: der, den ich nicht kenne, ist doch der, der meinem Leben Sinn und Hoffnung gibt. Wer Jesus einmal begegnet ist, der kann nicht mehr so leben, als sei nichts gewesen.
Wer sich so geborgen in der Freundschaft, Treue und Liebe seines Gottes weiß, der kann schwierige Zeiten durchstehen.
Das ist unsere Erfahrung - seit 2000 Jahren, nicht erst seit Corona.