Mittlerweile mischt sich aber immer öfter etwas anderes in die britischen Bestandsaufnahmen: echtes Interesse – und ein kleines bisschen Bewunderung. Vergangenes Jahr sammelte der Telegraph 30 Gründe, warum die Briten die Deutschen „heimlich lieben“. Und neulich erst staunte der Guardian über die deutsche Begeisterung, ständig das Fenster aufzureißen. Geduldig erklärte eine Korrespondentin den Lesern auf der Insel den Unterschied zwischen „Stoßlüften“ und „Querlüften“. Vielleicht, mutmaßte die Zeitung, stehe die Bundesrepublik gerade wegen ihrer Liebe zum Lüften in der Pandemie besser da als manch andere Nation.
Nun ist es wieder der Guardian , der sich mit anthropologischer Sorgfalt dem Leben der Deutschen widmet. Unter dem schönen Titel „The wurst is over“ berichtet ein Reporter den Lesern Erstaunliches: In Deutschland, „dem Land der Schweinshaxe, des Schnitzels und der endlosen Auswahl an Würstchen“, würde fast die Hälfte der Menschen mittlerweile weniger Fleisch konsumieren. Stolze Fleischesser, stellt das Blatt verblüfft fest, sind erstmals in der Minderheit. Unbelievable! Ein, Verzeihung, Wurst-case-Szenario, das das Klischee der primitiven „Krauts“ in seinen Grundfesten erschüttert. von Sarah Schierack