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Warum vor der Blumenwiese viel Arbeit steht

in Kräutergarten Innengebiet 23.05.2021 19:17
von Peterbacsi • Admin | 3.590 Beiträge

Natur Einfach ein paar Samen ausstreuen und ein paar Wochen später kann man sich an einem Paradies für Falter und Vögel freuen? So einfach ist es leider nicht. Doch mit etwas Geduld und Spucke blüht es im Garten dennoch bunt

Berlin Ein schöner Rasen macht viel Arbeit. Er muss regelmäßig gewässert, gedüngt und gemäht werden. Sonst sieht er schnell ungepflegt, braun und fleckig aus. Warum nicht stattdessen eine Blumenwiese auf der Rasenfläche aussäen? Die macht nicht nur Menschen Freude, sondern lockt auch Insekten und Vögel an. Auf lange Sicht ist sie sicher weniger aufwendig als ein Rasen. Gesagt, getan und einfach Blumensamen auf den Rasen gestreut? „Das funktioniert nicht“, sagt Sandra von Rekowski vom Bundesverband Deutscher Gartenfreunde in Berlin. „So können sich die neuen Pflanzen nicht durchsetzen, sie haben zu viel Schatten und Konkurrenz durch die Graspflanzen.“

Es gibt im Prinzip drei Wege, zu einer Blumenwiese zu kommen, erklärt der Naturschutzbund Deutschland (NABU). Erstens: Nur wenige Male im Jahr mähen, den Rasenschnitt entfernen, nicht mehr düngen und so den Nährstoffgehalt des Bodens senken. Wenn wiesentypische Kräuter zuwandern, wird der Rasen im Laufe der Zeit zur Wiese.

Schneller geht es mit der zweiten Variante, der „Impfung“. Dabei werden punktuell Flächen des Rasens entfernt und an diesen Stellen die Wiesenpflanzen ausgesät. Der dritte Weg ist mühsamer: Dafür muss der Gärtner oder die Gärtnerin die Rasenfläche im Herbst oder im zeitigen Frühjahr kräftig vertikutieren, sodass nur noch löchrige Grasstoppeln übrig bleiben. Gärtner und Gärtnerinnen haben die Wahl zwischen einer einjährigen und einer mehrjährigen Wiese.

Die erste hat den Vorteil, dass sie schnell wächst. Aber wegen der speziellen Saatgutmischung mit ein- bis zweijährigen Sommerblumen verliert sie schnell wieder an Attraktivität, sagt Michael Henze vom Bundesverband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau e. V. in Bad Honnef. Der Profi empfiehlt daher eine echte mehrjährige Blumenwiese. „Die ist schöner und nachhaltiger. Aber so eine Wiese gelingt nicht jedem, das ist schon hohe Gartenkunst.“ Eine mehrjährige Wiese braucht immer einen gut vorbereiteten Boden. „Der alte Rasen muss in der Regel entfernt und unkrautfreie Gartenerde aufgebracht werden“, erklärt Michael Henze. Dann kann gesät werden. „Im ersten Jahr wird die Wiese nur wenig blühen, denn die meisten Wiesenblumen blühen erst im zweiten Jahr.“

Sandra von Rekowski hat einen Tipp. Sie empfiehlt, im Herbst mit dem Mähen der Wiese so lange zu warten, bis die Pflanzen Samen gebildet haben und dann den Schnitt ein paar Tage liegen zu lassen. „Mit etwas Glück sähen sie sich dann selbst aus und die Wiese kommt im nächsten Jahr wieder.“ Für echte mehrjährige Wiesen gilt aber in jedem Fall: „Wiesenpflanzen lieben mageren mineralischen Boden. Ist der vorhandene Boden zu nährstoffreich, muss mit Sand aufgefüllt werden“, so Michael Henze. Vor dem Winter wird der Boden gepflügt und gefräst. Danach mit der Egge durchgehen, um Unkräuter wie Quecke, Distel, Melde, Hirse und Ampfer zu entfernen. Diese sind viel kräftiger als die Wiesenpflanzen und würden ihnen zu viel Konkurrenz machen.

Die Aussaat erfolgt idealerweise im Herbst, aber auch die Monate Februar bis Mai sind möglich. Auf dem Markt sind mehrere hundert Wildblumenmischungen. Schön und beliebt sind Mohn- oder Kornblumen. Sie gelten zudem als Bienenweiden. Der NABU empfiehlt regionales Saatgut heimischer Pflanzen. Welches Saatgut infrage kommt, hängt stark von der Beschaffenheit des Bodens ab. Ist er eher sandig und leicht oder ist es schwerer Lehmboden? „Wer sich nicht sicher ist, sollte eine Bodenprobe vornehmen lassen und dann eine Blumenmischung einsäen, die zum vorhandenen Bodentyp passt“, rät Michael Henze.

Gesät wird am besten an einem windstillen Tag, damit die Samen auch dort landen, wo sie sollen. „Die Saat wird handwürfig aufgebracht“, erklärt Sandra von Rekowski. „Dann etwas andrücken und angießen.“ Danach regelmäßig wässern. Nach etwa vier bis sechs Wochen sollten sich die ersten zarten Pflänzchen zeigen. Ist das nicht der Fall, haben es sich wohl die Vögel schmecken lassen. In der Anfangsphase darf man die Fläche nicht betreten.

Auch die fertige Blumenwiese ist kein Ort, um seinen Gartentisch aufzustellen oder Fußball zu spielen. Dazu sollte man sich lieber einen Flecken Rasen zurückbehalten oder nur die Rasenränder mit Blumen versehen. „Und es macht auch Sinn, Wege zur und um die Wiese anzulegen, damit man nicht ständig drüberlaufen muss“, empfiehlt Sandra von Rekowski.
Bild entfernt (keine Rechte)
Im ersten Jahr wird man schon Freude an der neuen Blumenwiese haben. So richtig schön und üppig wird sie erst in den nächsten zwei, drei Jahren oder sogar noch später. „Eine stabile Blumenwiese braucht viel Zeit und Geduld“, weiß Michael Henze. Katja Fischer, dpa


Liebe Grüße
Peter
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