Die Tiere sind Einzelgänger, ausgewiesene Fleischfresser und bauen unterirdische Gänge. Nach der Schneeschmelze sind mancherorts viele Erdhügel zu sehen. Warum man sich den humusreichen Boden dennoch nicht einfach holen sollte
Oberallgäu Der Schnee ist vielerorts getaut und man mag seinen Augen kaum trauen: Maulwurfhügel an Maulwurfhügel. Dutzende nebeneinander. Gibt es derzeit aus irgendeinem Grund besonders viele Maulwürfe? „Hierzu ist nichts bekannt“, sagt dazu Julia Wehnert vom Bund Naturschutz. Sie weiß aber: „Bei einer feuchten Witterung produzieren sie mehr Auswurfhügel, da auch ihr Futter oberflächennah zu finden ist.“ Scheint logisch, jetzt nach der großen Schneeschmelze.
Bekannt ist, dass Maulwürfe schlecht sehen, fast blind sind. Sie besitzen viele empfindliche Tasthaare am Schwanz und rund um die Schnauze – und hören es, wenn ein Wurm in eBild entfernt (keine Rechte)inem ihrer Gänge landet. Der wird aufgestöbert und vertilgt.
Maulwürfe sind reine Fleischfresser. Salatblätter oder Blumenknollen lassen sie links liegen. Sie vertilgen Würmer, aber auch Schnecken, Engerlinge und Schnakenlarven – bis zu 35 Kilogramm im Jahr. „Da Maulwürfe strikte Einzelgänger sind, dulden sie auch keine anderen Tiere in ihren Gängen, somit vertreiben Maulwürfe auch Wühlmäuse“, sagt Wehnert.
Aber im Garten mag sie dennoch kaum einer. Denn die fleißigen Meister im Gängegraben „bauen an den Orten, wo es ihnen gefällt, riesige unterirdische Anlagen mit unterschiedlichen Räumen und vielen Gängen“, sagt Bernd Brunner, Kreisfachberater für Gartenbau und Landespflege. „Und weil die ganze Erde ja irgendwo hin muss, kommen die vielen Maulwurfhügel zusammen.“
Maulwürfe sind besonders geschützte Tiere und dürfen nicht gefangen, verletzt und getötet werden. „Auch eine Umsiedlung bedarf der Genehmigung der zuständigen Behörde“, sagt Gartenfachmann Brunner. Erlaubt sei jedoch das Vertreiben. „Gartenbesitzer dürfen den Maulwurf aber nur auf sanfte Art vergrämen.“ Manche schwören dabei auf Knoblauch. In der feinen Rüsselnase des kleinen Gräbers stinken die kleinen Knollen. Brunner nennt auch Buttermilch, Alkohol und Jauchen. Oder man versucht es über einen anderen Sinn: das Hören. Maulwürfe hassen Erschütterungen und Schallwellen. Wer also häufig den Motormäher anwirft oder im Garten tollt, macht dem Maulwurf das Leben schwer. Brunner: „Er ist nach meiner Erfahrung leichter zu vertreiben als die Wühlmäuse.“ Und nützlicher scheint er auch zu sein. Er lockert schließlich den Boden und durch die Gänge kann das Wasser leichter abfließen.
„Das Material aus den Hügeln ist natürlich je nach Standort meist bester Mutterboden mit gutem humosen Anteil“, sagt Brunner. „Also prinzipiell bestens für den Garten geeignet.“ Aber eben nicht „standardisiert“, das bedeutet laut Brunner, dass man nie weiß, welche Unkräuter man sich damit in den Garten holt. „Aber, man muss die Erde ja auch nicht gleich im Balkonkasten verwenden.“ Als Füllmaterial im Hochbeet oder bei Kübelpflanzen sei sie sehr gut geeignet. „Der Humusanteil bringt auch erst einmal genügend Nährstoffe mit.“
Also auf geht es zum Erdhügel abschöpfen? „Die Erde gehört natürlich immer dem Flächeneigentümer. Man sollte also schon entsprechend nachfragen bevor man mit Schaufel und Eimer loszieht“, sagt Brunner.
Ein Festessen für Greifvögel
Aber haben die Hügel auch einen Zweck für die Maulwürfe? „Maulwürfe müssen in ihrem Tunnelsystem mit wenig Sauerstoff und einer erhöhten Kohlenstoffdioxidkonzentration zurechtkommen. Durch die Maulwurfshügel soll deshalb auch frische Luft in die Gänge gelangen“, sagt Naturschutz-Fachfrau Wehnert. Maulwürfe haben auch viele natürliche Feinde, beispielsweise Greifvögel und Eulen. Außerdem Störche, Krähen und sogar Wildschweine, auch Katzen, Füchse, Dachs und Marder. Der Maulwurf ist übrigens im ganzen Jahr aktiv, er braucht keinen Winterschlaf.