„Dem, der dich auf die Wange schlägt, halt auch die andere hin“….. Ziemlich provokant diese Aussage, wenn man täglich in den Medien mit Verbrechen, Gewalt und Gräueltaten konfrontiert wird.
Nicht nur in Schulen und Vereinen hört man von Mobbing, Ausgrenzung und Neid. Die Welt, so scheint es, ist brutaler geworden, die Menschen egoistischer. Will Jesus wirklich, dass wir uns alles gefallen lassen, uns schlagen und uns unseres Besitzes berauben lassen? Will er, dass wir selbstlos alles hinnehmen was uns an Gemeinheiten widerfährt? Sollen Andere sich auf unsere Kosten bereichern? So ist das Evangelium des heutigen Sonntags bestimmt nicht gemeint. Ich denke, dieser Text sagt uns, dass Gewalt nicht mit Gewalt geahndet werden soll. Jeder, der Besitz und Wohlstand aufweisen kann, soll Verantwortung übernehmen. Wir alle tragen dazu bei, dass es der Gemeinschaft gut geht. Der Gebende freut sich genauso wie der Beschenkte. Schenken, einfach so, ohne eine Gegenleistung zu erwarten ist groß. Der große Lohn, von dem Jesus spricht heißt nicht Geld oder Gold, sondern er wird der Lohn im Himmel sein. Genauso wie beim Schenken verhält es sich mit Zerwürfnissen. Der, welcher als Erstes zur Versöhnung bereit ist, tut nicht nur sich etwas Gutes, sondern auch dem, dem es schwer fällt die Hand zum Frieden auszustrecken. Barmherzigkeit heißt, einander die Schuld zu erlassen.
„Barmherzig“, klingt das in unserer Zeit nicht ziemlich altbacken und keineswegs erstrebenswert? Cool sein ist „in“, das Leben auf Posts festhalten: manchmal leider auch auf Kosten anderer.
Barmherzig sein? Fehlanzeige. Empathie könnte man moderner sagen. Einen Menschen gern haben, der mich gern hat, ist keine Kunst. Vielleicht aber ein Anfang um auch einem ungeliebten Menschen freundlich zu begegnen und sozusagen Vorschusslorbeeren zu verteilen. Nicht böse mitzuspielen, wenn mir Böses wiederfahren ist. Solche kleinen Ansätze verbessern meine kleine Welt. Wenn man täglich versucht sich an den Spruch aus der Kindheit „was du nicht willst, das man dir tu, das füg auch keinem Andern zu“ zu halten, dann haben wir uns an Gottes wichtigstes Gebot gehalten: Liebe deinen Nächsten wie dich selbst. Jeder, der sich dies immer wieder in Erinnerung ruft, mach die Welt ein bisschen besser.