Kein Tee für Erdogan
Türkei Ein Kantinen-Chef wird verhaftet – die Begründung ist bizarr
Wer wissen will, wie es um die Meinungsfreiheit in der Türkei bestellt ist, sollte diese kleine Geschichte lesen. Sie spielt in der Kantine der Zeitung Cumhuriyet . Weil das Blatt zu den wenigen Medien gehört, die noch ihre Stimme gegen die Allmachtsfantasien von Recep Tayyip Erdogan erheben, geht die Regierung knallhart gegen dessen Journalisten vor. Jetzt hat der Verfolgungseifer einen neuen moralischen Tiefpunkt erreicht.
Auslöser war ein scheinbar harmloses Zitat des Kantinen-Chefs von Cumhuriyet . Seit Monaten muss Senol Buran zusehen, wie immer wieder Mitarbeiter und sogar Chefredakteure der Zeitung von der Polizei abgeführt werden. Dementsprechend schlecht ist der Mann auf den Präsidenten zu sprechen. Er werde Erdogan keinen Tee servieren, sollte er jemals die Redaktion betreten, sagte er kürzlich. Eine Lappalie, sollte man meinen. Doch in der Türkei reichen solche Worte mittlerweile schon, um jemanden in Untersuchungshaft zu stecken.
Buran wurde verpfiffen und sitzt vorerst hinter Gittern. Der Vorwurf: Er soll das Staatsoberhaupt beleidigt haben. Damit drohen ihm bis zu vier Jahre Gefängnis. Und nicht nur ihm: Seit Erdogan 2014 Präsident wurde, hat die Justiz wegen desselben Tatverdachts schon fast 2000 Verfahren eingeleitet. Die türkische Führung nutzt den gescheiterten Militärputsch im Sommer als Argument, um Kritiker und Oppositionelle in die Nähe von Putschisten oder Terroristen zu rücken – und gnadenlos zu verfolgen. Gleichzeitig kommt Erdogan seinem Ziel, in der Türkei alle Macht auf den Präsidenten zu konzentrieren, immer näher, wie Sie in der Politik lesen können.
WAS IST WENN EINER IN UNGARN SAGT: KEIN PALINKA FÜR ORBAN ??