Diese Verkürzung der Kulturzeit im Garten ist besonders für Pflanzen, die aus wärmeren Gefilden stammen, ein Pluspunkt, erklärt Barbara Moitz von der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung in Bonn. „So würde es beispielsweise die Tomate in unseren vergleichsweise kurzen Sommern gar nicht vernünftig bis zur Fruchtreife schaffen.“
Ein weiterer Pluspunkt: Die Aufzucht gelingt in der Regel besser. Staudengärtnerin Svenja Schwedtke aus Bornhöved (Schleswig-Holstein) nennt als Beispiel die Tücken für die Wicke: „Dann gibt es lange Trockenperioden, sengende Sonne, vielleicht schüttet es manchmal und spült die Saat noch weg.“ Außerdem machen sich bei zu früher Aussaat draußen gefräßige Schnecken und andere Schädlinge über die zarten Jungpflanzen her. Also plädiert die Gärtnerin für das Vorziehen: Denn dann setzt man später schon dicke, kräftige Pflanzen ins Beet. Und die halten eine Menge mehr aus und blühen oft deutlich früher.
Für viele Pflanzen gibt es bestimmte Aussaatfenster vom Winter bis ins frühe Frühjahr hinein. Informationen dazu finden sich auf den Samentüten oder man erhält sie im Fachhandel vom Gärtner. Ebenfalls auf der Packung stehen Hinweise zu Mengenangaben. „Gerade bei Tomaten hat man gerne mal schnell 50 Jungpflanzen pro Sorte. Und wer soll das nachher alles essen?“, so Schwedtke.
Entscheidet man sich dafür, seine Pflanzen im Topf vorzuziehen, muss das Samenkorn vor dem Keimen erst quellen. Manche Samen müssen vor dem Einsetzen kurz in ein feuchtes Tuch gepackt werden. Bei anderen reicht es, sie gut anzugießen, wenn sie in der Erde sind.
Schwedtkes Tipp: Das Gießen sollte mit einer zarten Brause geschehen – vorsichtig und nach Bedarf. Die Anzuchterde sollte unkrautfrei und nicht gedüngt sein, denn zu viele Nährstoffe schaden den Sämlingen. „Später allerdings sollten gekeimte Pflanzen mit einer bestimmten Größe aus dem nährstoffarmen Substrat heraus in gedüngte Erde gesetzt werden.“ Dabei wird der Sämling vorsichtig an den Keimblättern aus der Aussaaterde gehoben und bis zu den Keimblättern in Kulturerde gesetzt.
Expertin Moitz von der Bundesanstalt erklärt die Vorzucht am Beispiel der Kartoffel: Ab Ende Februar kann man die Saat in Eierkartons oder eine Schale legen und drei bis vier Tage lang an einen warmen hellen Platz im Haus stellen. Anschließend muss man sie für drei bis vier Wochen hell und kühl bei 10 bis 15 Grad lagern. „Dabei die Seite mit den meisten Augen nach oben legen, denn aus den knubbeligen Vertiefungen sprießen später die zunächst rötlichen oder grünen Triebe.“ Moitz gibt zu bedenken, dass eine Vorkultur nur sinnvoll sei, wenn eine wirklich helle Fensterbank oder ein Gewächshaus zur Verfügung steht – vielleicht ja auch beim Nachbarn.
Schwedtke allerdings ist sich sicher: „Ich würde dem Vorziehen immer den Vorrang geben vor der Aussaat an Ort und Stelle. Weil das erstens Spaß macht und zweitens die Pflanzen, die dann ausgepflanzt werden, schon kräftig sind und mehr Chancen haben, groß zu werden.“ Nina Kugler, dpa