Kirche: Genug des Redens
Kommentar
Das Jahr 2018 war ein Katastrophenjahr vor allem für die katholische Kirche in Deutschland. Und das drückt sich in der Zahl der Kirchenaustritte aus, die massiv gestiegen sind. Die katholische Kirche leistet – wie die evangelische – zweifelsohne einen immens wichtigen Beitrag für die Gesellschaft. Aber ihr Ruf ist durch die selbst verschuldeten Finanz- und Missbrauchsskandale derart ramponiert, dass in der öffentlichen Wahrnehmung ihre karitativen oder seelsorglichen Angebote völlig in den Hintergrund rücken. Beide Kirchen sind an einem Punkt angekommen, der für sie höchst gefährlich ist: Sie sind vielen schlicht egal geworden. Mit Kritikern lässt sich reden, die Gleichgültigen lassen sich nicht mehr erreichen.
Was tun? Zumindest das: endlich und mit Entschiedenheit handeln, allem voran mit Blick auf den Missbrauchsskandal. Geredet wurde hier genug, geändert hat sich immer noch zu wenig. Wann etwa erhalten Opfer deutlich höhere „Entschädigungszahlungen“? Wann gibt es in den katholischen Bistümern unabhängige kirchliche Verwaltungsgerichte? Solange sich die katholische Kirche als zögernd und zaudernd, zerstritten und zerrissen präsentiert, wird sich an der Zahl der Austritte nichts ändern. Das Vertrauen ist nachhaltig zerstört.