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Pfarrer wirft Frauen aus der Kirche

in Die evangelische und katholische Welt auch in Ungarn 17.08.2019 18:15
von Peterbacsi • Admin | 3.590 Beiträge

Pfarrer wirft Frauen aus der Kirche
Wutausbruch Der Auftritt von etwa 20 Mitgliedern der Reformbewegung „Maria 2.0“ versetzt einen fränkischen Pfarrer derart in Rage, dass er den Gottesdienst abbricht

Forst Mit den Worten „Und Sie verlassen die Kirche“ soll ein Pfarrer in Forst (Landkreis Schweinfurt) etwa 20 Frauen, die der Protestbewegung „Maria 2.0“ angehören, der Kirche verwiesen haben. Die Frauen waren alle weiß gekleidet in dem Vorabendgottesdienst zu Mariä Himmelfahrt erschienen, um zu zeigen, dass sie der Frauenbewegung „Maria 2.0“ angehören. Diese richtet sich gegen Machtstrukturen in der Kirche, fordert den Zugang von Frauen zu allen kirchlichen Ämtern, die Aufhebung des Pflichtzölibats und eine umfassende Aufklärung der Missbrauchsfälle. Bereits bei einer Andacht im Mai hatten die Frauen in Forst eine kleine Marienstatue von Hand zu Hand gegeben, um so dem Leben von Maria, der Frau mit denselben Alltagserfahrungen, Sorgen und Nöten, nachzuspüren. Schon diese Andacht habe zu kontroversen Diskussionen in der Pfarrgemeinde geführt, erinnert sich Rainer Gressel. Er spielt seit fast 50 Jahren in der Forster Kirche Orgel: „Unser Pfarrer kann mit dieser Protestaktion nicht umgehen“, sagt er und fügt hinzu: „Dabei geht es nicht um ihn. Es ist kein Angriff auf seine Person.“

Als die Vorsitzende des Katholischen Frauenbunds, Gabi Gressel, nun an Mariä Himmelfahrt noch einmal die Anliegen der Bewegung der Gemeinde erklären wollte, wurde es dem Pfarrer Andreas Heck offenbar endgültig zu viel und er sei „regelrecht ausgeflippt“, berichtet Ursula Lux, Mitarbeiterin unserer Redaktion. Sie war bei dem Gottesdienst anwesend. Heck sei zum Ambo, dem Lesepult im Altarraum, gestürmt und habe geschrien: „Nein, hier nicht!“ Wutentbrannt soll er das Skript der Frauenbundvorsitzenden weggerissen und zerknüllt haben. Den Gottesdienst hat er daraufhin abgebrochen. Zurück blieb eine verstörte Gemeinde.

Das Bistum Würzburg bedauert die Vorgänge in Forst sehr: „Der priesterliche Dienst ist ein Einheitsdienst an der Gemeinde. In seiner emotionalen Erregung hat der Pfarrer unglücklich überreagiert. In Forst wie in ganz Deutschland ist es im Zusammenhang von ,Maria 2.0‘ wichtig, dass beide Seiten einander zuhören. Der Gesprächsfaden darf nicht abreißen“, sagte Generalvikar Thomas Keßler auf Anfrage unserer Redaktion. Er sei vonseiten der Diözese gerne bereit mitzuhelfen, dass in Forst das Gespräch in der Gemeinde untereinander und mit dem Pfarrer wieder gelingen kann.

Andreas Heck, der seit vier Jahren Pfarrer in der Gemeinde ist, fühlte sich von der „Kundgebung des Frauenbunds während seines Gottesdienstes völlig überrumpelt“, schilderte er auf Anfrage am Telefon. „Es hat niemand vorher mit mir gesprochen und dann wusste ich einfach nicht mehr weiter“, sagte er. Die Frauen wollten „nur Unruhe stiften“, sagte er weiter, und das müsse er sich nicht gefallen lassen. Trotzdem tue ihm der gesamte Vorgang auch leid. „Und es tut mir auch sehr weh“, bedauert Heck, der sich nun für fünf Wochen in den Urlaub verabschiedet hat.

„So etwas extrem Eklatantes bei einer Aktion im Sinne von Maria 2.0 wurde uns bisher nicht berichtet“, sagt Lisa Köttner aus Münster, die die bundesweite Protestbewegung mit ins Leben gerufen hat. „Ich bin bestürzt über den Bericht.“ Sie rät den Frauen, wenn es nicht anders geht und der Pfarrer den Dialog weiter verweigert, ihre Veranstaltungen und Gottesdienste in einer benachbarten Pfarrei zu feiern oder in andere Räume auszuweichen. „Wenn die Eucharistiefeier als Mitte und Höhepunkt im Leben der Gemeinde angesehen wird, kann sie nicht zum Austragungsort persönlicher Animositäten herabgewürdigt werden“, schreibt das Bundesteam der Kirchenvolksbewegung „Wir sind Kirche“ in einer Stellungnahme.


Steht symbolisch für die Reformbewegung „Maria 2.0“: eine Marienfigur mit Pflaster auf dem Mund. Im Mai protestierten Frauen bundesweit für mehr Mitspracherecht und Teilhabe in der katholischen Kirche.


Liebe Grüße
Peter
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