Im Anfang war das Wort und das Wort war bei Gott und das Wort war Gott – kennt fast jedes Kind aus dem Religionsunterricht. Johannesevangelium. Von Tablets stand da nichts. Und zum Leidwesen von Vertretern der evangelischen und katholischen Kirche auch nicht, wie genau denn das Wort im Jahre 2019 zu den Menschen kommen solle, um diese zu erreichen. Darf es etwa während des Gottesdienstes vom Tablet verlesen werden?
Die beiden großen christlichen Kirchen in Deutschland haben wahrlich Probleme genug. Dennoch scheint diese Frage manche umzutreiben. Seit Jahren schon. Zumal der Tablet-Einsatz im Gotteshaus ja nicht das Ende einer Kirche 2.0 darstellt. Es ist noch kein Jahr her, da konnte man in der Hamburger Hauptkirche St. Nikolai einen „digitalen Gottesdienst“ miterleben. Samt zwei Pastorinnen und einem Pastor, jeder ein Tablet in Händen, sowie Segensroboter „BlessU-2“.
Dieser Segensroboter hat nicht nur Segenswünsche auf Deutsch, Englisch, Spanisch und Französisch drauf, sondern kann auch Hessisch babbeln. Was nur versteht, wer weiß, dass sein Erfinder ein hessischer Pastor ist. Ob der 110 Kilogramm schwere umgebaute Bankautomat, der einem Stephen-King-Horror-Schocker entsprungen sein könnte, aber die Zukunft einer digitaleren Kirche ist? Dann schon eher Pastoren oder Pfarrer, die das Johannesevangelium vom Tablet ablesen. Die Gegenwart freilich sieht anders aus. Der Münchner Kardinal Reinhard Marx (katholisch) erklärte bereits, in der Liturgie solle man bei gedruckten Büchern bleiben. Gleicher Meinung ist der Theologie-Professor Alexander Deeg (evangelisch): Es komme schließlich – „hoffentlich!“ – auch „niemand auf die Idee, den Abendmahlswein in Plastikbechern auf dem Altar darzureichen“.