Im Volksmund nennt man den Wacholderstrauch auch Feuerbaum, Machandelbaum, Weihrauchbaum, Räucholder. Denn Märchen und Mythen umranken diese uralte Heilpflanze. Das Märchen vom „Machandelboom“ der Gebrüder Grimm berichtet von großen Verwandlungskräften, von den Feuerkräften, die der Pflanze innewohnen. Im Mittelalter betrachtete man Räucherungen mit Wacholderzweigen als ein wirksames Mittel gegen die Pest. „Eßt Kranewitt (Wacholder) und Bibernell, dann sterbt ihr nit so schnell“, hieß es. Und in der Tat verfügt der Wacholder (Juniperus communis) über wirkungsvolle antiseptische Kräfte.
Der immergrüne Wacholder ist ein Zypressengewächs. Er wächst in ganz Europa. Wir finden ihn auf trockenem, felsigem Boden, auf Lichtungen und auf sonnigen Heidehügeln. Der anspruchslose und widerstandsfähige Strauch wird einen bis drei Meter hoch.
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In den Monaten Mai und Juni trägt der Wacholder gelbe, sonnengleiche Blütchen. Die beerenartigen Früchte benötigen zwei Jahre, bis sie die endgültige Reife erreicht haben und sich schwarz färben.
In der Heilkunde werden die Beeren verwendet. Wir sammeln sie im Monat Oktober. Dazu breiten wir auf dem Boden Tücher aus, klopfen die reifen Beeren ab und trocknen sie an einem luftigen Ort.
Mit seinen Licht- und Wärmekräften ist der Wacholder ein echtes Sonnengewächs und pflanzenastrologisch der Sonne zugeordnet. Er ist eine in die Tiefe wirkende Heilpflanze. Der Wacholder steigert die Lebenskräfte, wirkt Depressivität und Ängstlichkeit entgegen, energetisiert den Willen. Der Wacholder hat blutreinigende und entschlackende Wirkkräfte. Als Tee oder einfach gekaut ist er hilfreich bei Galle- und Leberleiden und bei Verdauungsbeschwerden. Der Wacholder wirkt wassertreibend und wird bei Stein- und Gries-, bei Nieren- und Blasenleiden verwendet.
Der Sirup gilt beispielsweise als bewährtes Hausmittel bei Husten und Bronchitis. Die Benediktineräbtissin Hildegard von Bingen (1098 bis 1179) empfiehlt bei heftigem Fieber heiße Bäder mit Abkochungen von „grünen Zweiglein“.
Und so kann er konkret verwendet werden: Zwei bis drei Wacholderbeeren täglich gekaut sind ein hervorragendes Mittel gegen Grippe.
Aber man kann auch Wacholderöl zum Einreiben herstellen: Dafür zwei Tassen Wacholderbeeren und zwei Tassen kalt gepresstes Olivenöl nehmen. Die Beeren über Nacht in Wasser einweichen. In Öl etwa 30 Minuten simmern und dann abseihen. Hilfreich bei Rücken-, Gelenkschmerzen, Abschürfungen, juckenden Wunden. Doch Vorsicht: Bei akuten Nierenerkrankungen und in der Schwangerschaft muss auf die Anwendung von Wacholder verzichtet werden.